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Unsere Chronik

Hier bekommen sie einen groben Einblick zur Geschichte der ältesten Karnevalsgemeinschaft in Oberhausen.

 1889: Bismarcks Sozialsystem

 

Nach der Vorlage von Reichskanzler Otto von Bismarck wurde das Gesetz zur Alters- und Invaliditätsversorgung im Deutschen Reichstag verabschiedet. Bismarck vollendete mit dem Gesetz die letzte Säule seines Sozialsystems, nachdem er 1883 die Krankenversicherung und ein Jahr danach die Unfallversicherungsnovelle gesetzlich verankert hatte. Das neue Sozialsystem richtete sich an die schnell wachsende Arbeiterbewegung und sollte der politischen Stärkung der Sozialdemokratie entgegenwirken. In dem Gesetz von 1889 wurde jedem Arbeiter ab dem 70. Lebensjahr eine Rente zugebilligt, bei eventueller Arbeitsunfähigkeit griff die Regelung schon vorher.

 

 

Braucht eine Chronik zum Jubiläum einer Karnevalsgesellschaft eine lückenlose Auflistung der Vereinsgeschichte? Als echte Karnevalisten haben wir uns diese Frage gestellt und sie mit einem entschiedenen Jein beantwortet. Die Antwort fiel uns leicht, denn unsere närrischen Urahnen haben uns kaum etwas aus ihrer aktiven Zeit hinterlassen, zumindest für die Zeit bis zum 2. Weltkrieg ist wenig vorhanden, und die Zeitungen nahmen bis zum Jahre 1900 von uns keine Notiz. Immerhin konnte vor dreißig Jahren Walter Buhrow, der damalige Großfürst des Oberhausener Karnevals, zum Entstehen unserer Gesellschaft folgendes schreiben:

 

Mündlich überliefert von den Karnevalisten Friedrich Kleinöder, Louis Brand, Josef Cremer, und Carl Mandrella ist die Gründung der AOK im Jahr 1889. Nachlesbar in alten Protokollen ist, dass es in den siebziger Jahren des 19sten Jahrhunderts bereits sechs Karnevalsgesellschaften in Oberhausen gegeben hat, „Kneipen-vereine“ wie Närrische Zwiebelfische, Närrische Fraktion, KG Fidelio, KG Kanalbauer, Moselaner etc. Die AOK verstand sich als eine Art Dachorganisation und nahm zuerst den Namen „Allgemeine Oberhausener KG“ an; nach der Eingemeindung Alstadens dann „Alte Oberhausener KG“, um die Tradition herauszuheben. In den Kaakschen Sälen ist die Gründung erfolgt. Dabei waren die Gastwirte Johannes in der Beek, Hermann Dömhaus, Franz Becker, der Malermeister Friedrich Kleinöder, die Kaufleute H. Wartmann, Theodor Grüne, Hermann Arntz, Carl Wallmann und Hermann Mölter.

 

Vorsitzender wurde Hermann Mölter, Schatzmeister Carl Wallmann. Als „Fürsten der Sahara“ (heute Sitzungspräsident) fungierten Theodor Grüne und H. Wartmann. 

 

 

1900: DFB gegründet

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wurde am 28. Januar 1900 gegründet. Neben dem DFB gab es 86 Fußball-Vereine. Die Weltkriege stoppten den DFB und die Fußballmeisterschaften. Doch seit der Wiedergründung des DFB im Jahre 1949 gab es einen ständigen Zuwachs an Vereinen und Mitgliedern.

 

 

Die Geschichte der AOK ist also wesentlicher Bestandteil der Historie des Oberhausener Karnevals, und derer hat sich 1964, zum 75-jährigen Bestehen unserer Gesellschaft, der Journalist Karl-Ernst Gläser angenommen. Auf seiner Recherche basiert auch, gleichwohl wesentlich verkürzt, unser historischer Beitrag zum aktuellen Jubiläum.

 

Fest steht, der Karneval hatte in unserer Stadt einen schweren Start. Der damalige Bürgermeister Friedrich August Schwartz, ausgemusterter Oberleutnant, aber Komisskopp erster Ordnung geblieben, wollte sich partout nicht damit anfreunden, dass sich eine fünfte Jahreszeit zu den bereits bestehenden vieren hinzufügen möchte. Entsetzt stellte er seinerzeit fest: Hier bestehen zwölf gesellige und sechs Karnevalsvereine, die nach den Paragraphen 1 des betreffenden Statuts den Zweck haben, Mitgliedern heitere und genussreiche Abende zu verschaffen.

 

Und der ebenso tugendhafte wie pflichtbewusste Bürgermeister fuhr schweres Geschütz auf, traf die Karnevalisten ins närrische Mark. Schwartz inszenierte im wahrsten Sinne des Wortes einen Zapfenstreich, Oberhausens Wirte hatten um 23 Uhr ihre Zapfhähne abzudrehen und die Gäste heimzuschicken. Nur in geschlossener Gesellschaft durfte weitergefeiert werden. 

 

Damit nicht genug, der humorlose Mensch verbannte den Karneval aus der Öffentlichkeit, alljährlich erließ er eine Polizeiverordnung, betreffend „Maskierungen während der Carnevalstage“:

  1. Maskierungen sind nur am Carnevalssonntag von sechs Uhr abends an und an den beiden folgenden Tagen erlaubt.

  2. Öffentliche Maskenzüge sind unbedingt untersagt.

  3. Wer in Masken auf Bällen, Straßen und in Lokalen erscheint, muß 50 Pfennig zum Besten der Armen entrichten.

 

Contravenienten verfallen in Geldstrafen von 3 bis 9 Mark.

 

Der Bürgermeister 

 

1911: Amundsen am Südpol

"Lieber geehrter Kommandant Scott,
da Sie aller Wahrscheinlichkeit nach der Nächste sind, welcher nach uns diesen Ort erreicht, möchte ich Sie bitten, beiliegenden Brief an König Haakon VII. zu übersenden. Falls einige der im Zelt befindlichen Gegenstände Ihnen von Nutzen sein können, so zögern Sie nicht, diese zu verwenden. Auch der Schlitten, der sich außerhalb befindet, vermag Ihnen einige Dienste zu leisten. Mit dem Ausdruck meiner Hochachtung mögen Sie auch meine Wünsche für eine glückliche Heimkehr begleiten.
Herzlichst Ihr Roald Amundsen."
Das Rennen war entschieden. Der Norweger Roald Amundsen schrieb diese Zeilen wenige Tage nach dem 14. Dezember 1911 an seinen englischen Rivalen Robert Scott, der erst einen Monat später den Südpol erreichte und dann diese Zeilen vorfand.

 

 

Die Gründungsväter unserer Gesellschaft taktierten ungleich genialer als Friedrich August Schwartz. Sie übten sich in der hohen Kunst der Politik und saßen den Bürgermeister schlichtweg aus. Denn kaum hatte der sein Amt 1889 aufgegeben, gründeten sie nur wenige Wochen später die Allgemeine Oberhausener Karnevalsgesellschaft. Eine stürmische Zeit, im Revier streikten die Bergleute, kaiserliche Truppen nahmen sie, ihre Frauen und Kinder unter Beschuss.

 

Die erste AOK war gewissermaßen eine Eintagsfliege, hauchte schon bald ihr Leben aus. Elf Jahre später setzte ein Stammtisch im damaligen Hotel Reichskrone zur Wiedergründung an, aber als närrisches Markenzeichen waren die drei Buchstaben längst in Vergessenheit geraten. Ein Chronist datierte später die Neugründung auf den September 1902. Immerhin hatte der Stammtisch karnevalistische Substanz, elf Herren waren es an der Zahl, Kaufleute, Handwerker und Beamte, ein echter Elferrat. Aus ihrer Mitte wählten sie Adolf Witzler zum Prinzen und der führte 1903 eine Kappenfahrt „in allen aufzutreibenden Droschken“ an.

 

Und die fand nun ganz und gar nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. August Wuppermann, der das Rathaus regierte, liebte das genussvolle Leben weit mehr als sein Amt. Er ließ sich von der AOK gar als Büttenredner gewinnen.

 

Unsere Gesellschaft brachte alle Oberhausener Karnevalisten unter eine gemeinsame Narrenkappe und sie schaffte gar das Kunststück, 1904 mit Prinz Johann Christian I. einen Rosen-montagszug durch die Straßen zu schicken, dessen 21 Fest-wagen, 23 Fussgruppen und sieben Kapellen, angeführt von einer Reitergruppe, lediglich ein kleines 200 Mark Loch in die Kasse rissen. Erstmals wurde die Kanone, Reichskanone geheißen, aufgebracht um Apfelsinen unters Volk zu schießen. 75.000 Menschen sollen den Zugweg gesäumt haben, allein 13.000 waren vom Niederrhein gekommen um dem närrischen Regenten Oberhausens zu huldigen.

 

 

1922: Tutanchamuns Grab entdeckt

Im ägyptischen "Tal der Könige" wurde die kurz zuvor entdeckte Grabkammer des Pharaos Tutanchamun geöffnet. Als der britische Archäologe Howard Carter am 4. November 1922 bei Luxor die letzte Ruhestätte Tutanchamuns entdeckt hatte, ahnte er noch nicht, dass er auf den vollständigsten und prächtigsten Grabschatz stoßen könnte, der je gefunden wurde. Dabei hatte er unheimliches Glück. Denn, dass das Grab nicht wie viele andere geplündert wurde, ist Zufall. Als nämlich knapp 200 Jahre nach Tutanchamuns Tod das Grab für Ramses IV. ausgehoben wurde, ließen die Arbeiter den Schutt einfach vor der Ruhestätte von Tutanchamun liegen - damit war der Zugang gut versteckt. Carter entdeckte zunächst nur eine Stufe. Nachdem die Treppe dann freigelegt war, mussten die Archäologen noch mehrere versiegelte Türen und geröllgefüllte Gänge überwinden. Sie fanden viele Schätze, eine Sensation für die Forscher: die Grabbeigaben - kostbarer Schmuck und Alltagsgegenstände - sind unversehrt.

 

 

Dann war erstmal wieder Pause mit dem öffentlichen Karneval. Im Frühjahr 1905 streikten die Bergleute erneut und der für den Oberhausener Karneval unersetzliche Oberpostsekretär Bollendorf wurde nach Nürnberg versetzt. Die AOK verschwand ein zweites Mal von der Bildfläche, der Karneval fristete wieder auf geschlossenen Bällen ein wenig närrisches Dasein.

 

Ein Versuch der Wiederbelebung scheiterte, bis 1910 sollte es dauern, dass man sich in Oberhausen wieder des närrischen Pflänzchens erinnerte. Am 13. Dezember dieses Jahres verhan-delte der Verkehrsvereins-Vorstand im Hof von Holland über die Bildung eines Komitees zur Veranstaltung eines Rosenmontags Umzugs. Größte Sorge: Leistet die königliche Polizei Widerstand? Den erwartete man denn doch nicht, dafür ging Dr. Korten, Betriebsleiter bei Concordia in Opposition zum närrischen Antrag.

 

Ein solcher Rosenmontagszug sei lediglich eine Gelegenheit mehr, sauer verdientes Geld auszugeben. Ärger noch: Wie wolle man, argumentierte Korten, einen großen Betrieb während des Karnevals aufrechterhalten? Außerdem habe sich der Verkehrsverein nicht mit einem Rosenmontagszug zu befassen, das sei Sache der Karnevalsgesellschaften. Und dann stellte der Betriebsleiter gar noch so etwas wie die närrische Vertrauensfrage: Eigne sich der Oberhausener überhaupt für den Karneval? Redakteur Göttling, im Karneval aktiv, verwies auf Bürgermeister Wuppermanns Auftritt als Büttenredner. Korten konterte, wer sich mit dem Karneval abgebe, mache sich lächerlich. Dann aber warf Göttling ein Argument in die Waagschale, das auch heute wieder Gewicht in Oberhausen hat, Tourismus: Die Fremden, die nicht nach Oberhausen gezogen werden, gehen eben anderswohin, nach Crefeld , Düsseldorf, Cöln.

 

Dennoch blieb es im Oberhausener Karneval bis zum 1. Weltkrieg bei gelegentlichen Kappenfahrten. 1911 war Josef Cremer und 1913 Pitt Hermanns, genannt Bügeleisen, Prinz Karneval.

 

Dann kam der Krieg, Bürgerkrieg, Ruhrbesetzung und Inflation folgten. Erst 1925 kehrt Frieden im Westen Deutschlands ein, ein paar Karnevalsbälle werden veranstaltet aber die Zeit war immer noch nicht wieder reif für den Straßenkarneval. Die Kölner schließlich, wer sonst schon, waren es, die 1927 wieder einen Karnevalszug durch ihre Straßen schickten. In Oberhausen blieb die Veranstaltung öffentlicher karnevalistischer Veranstaltungen durch Oberbürgermeister Havenstein verboten.

 

1929 schließlich feierte das maskierte Oberhausen den ersten Bühnenball. Oberhausens „gute“ Gesellschaft feierte beim Bühnenball für die folgenden Jahre die schönste Maskerade der Saison. Der Erlös floss in die Unterstützungskasse der Bühnen-genossenschaft. Einen Rosenmontagszug gab es immer noch nicht, aber trotz Weltwirtschaftkrise registrierte ein Zeitgenosse: „Man hatte erwartet, dass recht wenig vom Fasching zu spüren sein werde. Aber Abend und Nacht des Samstag und Sonntag standen, wenigstens im Stadtinnern, im Zeichen des Karnevals – wie in glücklicheren Tagen.

 

 

1933: Ende der Prohibition

Präsident Franklin D. Roosevelt erkennt schließlich die Sinnlosigkeit des staatlichen Alkoholverbots. Was sein Vorgänger Herbert C. Hoover noch als "großes soziales und volkswirtschaftliches Experiment" feiert, schafft er Ende 1933 wieder ab. Die Prohibition ist zu Ende.

 

 

Der am Rosenmontag 1933 brennende Reichstag legt in diesem Jahr das karnevalistische Leben praktisch lahm. 1934 aber bricht eine neue närrische Zeit an, mit ihr wird auch der Wunsch nach einem Rosenmontagszug wieder drängender. „Bei Faschingsfreuden denkt an das Eintopfgericht.“ Prinz Karneval schüttelte die Winterhilfswerkbüchse.

 

Und unsere Gesellschaft rückte wieder in den Blickpunkt, mit einer stattlichen Funkengarde in weißen und roten Uniformen, die berechtigtes Staunen erregte. 1937 zogen gleich zwei Züge, in Vondern mit Prinz Hugo und in Biefang mit einem unbekannten Prinzen.

 

Die AOK bescherte dem Oberhausener Karneval ein Damenkomitee, in Osterfeld machte sich der erste Kinderkarnevalszug auf die jecken Socken, Zehntausende bejubelten die Züge in Osterfeld und Alstaden. Bei den Moselanern beabsichtigte  Vereinsprinz Nikolaus VI. eine Arbeits-gemeinschaft, um eine „Alt-Oberhausener Karnevalsgesellschaft" ins Leben zu rufen. Was kam war der zweite Weltkrieg.

 

 

1944: "Feuerzangenbowle" uraufgeführt

In den deutschen Kinos lief im Kriegswinter 1944 der Film "Die Feuerzangenbowle" an. Der Regisseur Helmut Weiss bearbeite darin den gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle als Schriftsteller Pfeiffer. Pfeiffer geht darin noch einmal zur Schule und sorgt für turbulente Verwicklungen. Dieser auch heute noch sehr beliebte Streifen gehörte jedoch zur offiziellen Propaganda von Minister Joseph Goebbels. Harmlose Komödien, antisemitische Propagandafilme und Durchhaltefilme hatte die Filmindustrie zwischen 1933 und 1945 herzustellen. Zudem wurden die Deutschen im Kino auf den Krieg und die Vernichtung der Juden vorbereitet. Mit Filmen versuchten die Nationalsozialisten außerdem, vom Kriegsalltag abzulenken.

 

 

Einen ersten, noch zaghaften Neubeginn nach dem großen Völkermorden wagten die Narren in Osterfeld und Vondern. Mitte Januar 1953 fand unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Otto Pannenbäcker die Gründungsversammlung Große Oberhausener Karnevalsgesellschaft (vormals AOK 1889) ein. Das machte die Osterfelder ganz närrisch, die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft drohte mit dem Abbruch aller karnevalistischen Beziehungen, wenn Große im Namen der zu Gründen beabsichtigten Gesellschaft erschiene. Die neuen Jecken der Alten Mitte gaben nach und nannten die Gesellschaft Alte Oberhausener. Das war die dritte Geburt der AOK.

 

Die Satzung der neuen Gesellschaft wurde am 23. Januar 1953 im Hotel Ruhrland von den Kaufleuten Louis Brand, Peter Maaßen und Carl Mandrella, den "Hemmersianern" Ewald Hemmers, Josef Steinhauer und Peter Mitscher sowie Rudolf Flaxa und Walter Buhrow unterschrieben und am 21. März ins Vereinsregister eingetragen.

 

Die Gründungsväter der neuen AOK Weiß-Rot 1889 hatten sich bei den Vorbereitungen zu den Bunten Wochen, die 1951 und 1952 die Oberhausener Bevölkerung unterhielten, kennen gelernt. Man klönte von „Alten Zeiten“ und von der alten AOK Weiß-Rot. Vor allem Walter Buhrow, sozusagen ein Weltreisender in Sachen Karneval und Fasching, der schon in den Nachkriegsjahren an der Wiederauferstehung der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft beteiligt war, war Feuer und Flamme beim Gedanken, Alt Oberhausen wieder mit einer Karnevalsgesellschaft zu beglücken.

 

Zur Wiederbelebung der alten Traditionen konnte man sich allerdings keiner schriftlichen Dokumente bedienen, aber noch lebten ja Mitglieder der alten AOK, die viel zu erzählen wussten. Karnevalistische Verstärkung kam von der einige Jahre vorher gegründeten Werkskarnevalsgesellschaft der Firma Hemmers, die mit ihrem Präsidenten Peter Mitscher und den verführerischen Polstermäuschen vollzählig in die AOK Weiß-Rot 1889 überwechselte.

 

 

1955: "Disneyland" eröffnet

 Nach mehrjähriger Planung öffnete 1955, der nach seinem Erfinder Walt Disney benannte Vergnügungspark "Disneyland" in Kalifornien seine Tore. Mit der Gründung der riesigen Freizeitanlage setzte Disney seine Vorliebe für phantasievolle und nostalgische Welten in einer zur damaligen Zeit einzigartigen Touristenattraktion um. Aufgrund des riesigen, weltweiten Erfolges von "Disneyland" wurde einige Jahre später die Errichtung eines weiteren Vergnügungsparks in Florida geplant. Fünf Jahre nach dem Tod von Walt Disney eröffnete dann 1971 in der Nähe von Orlando "Walt Disney World". Seit 1992 gibt es mit "Disneyland" Paris auch in Europa eine Dependance des US-amerikanischen Vergnügungsparks.

 

 

So gerüstet, machte unsere Gesellschaft gleich in der laufenden Session 1953 mit. Bereits drei Wochen nach der Gründungsversammlung konnten wir zur ersten Gala-Prunksitzung ins Stadttheater an der Ebertstraße einladen. Natürlich war alles noch reichlich improvisiert; ein Aktiver berichtete: Um 23.11 Uhr erst konnte die Gala-Prunksitzung beginnen, denn vorher hatte das Haus noch eine Theatervorstellung. Um 22 Uhr erst konnten die Tische und Stühle ausgeladen und in die Wandelgänge geschafft werden. Ab 20 Uhr drängten die Gäste der AOK schon in die Räume, die viel zu eng waren und bald so brechend voll, dass den Veranstaltern der Angstschweiß von der Stirn tropfte. Da war keiner, der nicht Hand anlegte. Da war keiner, der nicht zupackte – mochte er im Frack da sein, im karnevalistischen Kostüm, Mann oder Frau. Und pünktlich um 23.11 Uhr standen nicht nur Stühle und Tische – auch die Sitzung konnte fast auf die Sekunde genau beginnen.

 

Die Oberhausener Presse schrieb anschließend vom Phönix AOK Weiß-Rot 1889, der aus der Asche schöner als je zuvor auferstand. Die NRZ schrieb am 16. Februar 1953 in großer Aufmachung unter der Schlagzeile:

 

„Nun hat die Narretei in Oberhausen Bürgerrecht. Höhepunkt der Oberhausener Karnevalsfeiern war die Veranstaltung der Alten Oberhausener Karnevalsgesellschaft im Stadttheater, welche das neue Haus bis auf den letzten Platz füllte. Jubel, Trubel, Heiterkeit herrschte bei der Veranstaltung. Von der Bühne her regnete es Orden und närrische Reden. Die Spitzen der Behörden hatten sich mit zahlreichen Gästen aus den umliegenden Städten eingefunden. Kenner der Oberhausener Situation bezeichneten die Gala-Prunksitzung als gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Selten hat man so viele prominente Oberhausener zusammen gesehen. Die Narrenkappe scheine doch eine gewisse Einigungskraft zu haben.“

 

Schon im Sommer 1953 begannen der 1. Vorsitzende Louis Brand und vor allem Präsident Peter Mitscher, Elferrat und Garde aufzubauen, zum Beginn der Session 1953/54 war Feuertaufe. Über diese närrische Prozedur berichteten die Oberhausener Zeitungen wieder überschwänglich, so die NRZ am 9. November 1953:

 

„Es wimmelte nur so von Uniformen, prächtigen in Rot und Weiß am Samstagabend im Ruhrlandhotel, und es dauerte schon eine ganze Weile, bis der Gast sich hier zurecht fand. Da gab es einen Zeremonienmeister mit Eulenstab (Franz Kabat), der die Anderen zu einem Sessel führte, wie zu einer Exekution. Und es hatte ein jeder auch eine Feuertaufe zu bestehen. Zuerst zwei fesche, frische Pagen (Helga Schöne und Ruth Maagh). Aber sie zeigten sich jeder Situation gewachsen, mussten sie doch ein gesenftes Würstchen von nicht geringen Ausmaßen verdrücken. Sie schafften es – mit Freuden(tränen).

 

Als wahrlich historisches Datum ist der Elfte im Elften des Jahres 1953 in die Geschichte unserer Gesellschaft eingegangen. 10.000 Menschen überfüllten den Altmarkt, als am Fuße der Siegessäule an diesem Tag erstmals der Hoppediz zum Leben erwachte. Tags drauf schrieb die Ruhrwacht:

 

„Ehe Hoppediz zum ersten Male in das von Scheinwerfern und Rotlicht angestrahlte Treiben auf dem Altmarkt blinzelte, hielt AOK-Vorsitzender Brand eine anfeuernde und hoffnungsträchtige Rede. Seine Mahnung: Wir wollen einen sauberen, einwandfreien Karneval. Die 5. Jahreszeit war gestartet, ein Feuerwerk zauberte einen Sternentanz an den Abendhimmel über dem Altmarkt und anschließend begann in der legendären Gaststätte "Fritz am Altmarkt" die erste Kappensitzung.“

 

 

1966: Das Aus für das „Fräulein vom Amt“

Am 26. Januar 1878 nimmt in Hartford, Connecticut die Erste ihren Dienst auf. Junge Männer kümmern sich um die Verbindungen. Aber schon im Herbst desselben Jahres steigt die Telefongesellschaft auf weibliche Kräfte um. Das Fräulein vom Amt ist geboren. "Weil durch die höhere Stimmlage des weiblichen Organs die Schallwellen leichter verständlich sind, und sodann, weil der Teilnehmer friedlich wird, wenn ihm aus dem Telephon eine Frauenstimme entgegen tönt", heißt es auch in Deutschland, als dort um 1890 herum das Fräulein vom Amt eingesetzt wird.

Entsprechend groß ist der Zulauf: Ende des 19. Jahrhunderts gibt es erst wenige hundert Telefonanschlüsse in den Großstädten. Sprunghaft steigt die Zahl auf mehrere Zehntausend an. Entsprechend wächst auch die Zahl der Telefonistinnen. Gab es 1897 erst knapp 4.000 Fräuleins vom Amt, waren es im Jahr 1907 schon über 16.000. Mit der Erfindung des Wählscheibentelefons und der automatischen Vermittlung endete ihre Ära. Und 1966 hieß es dann für das letzte Fräulein vom Amt: "Kein Anschluss unter dieser Nummer."

 

 

Mit Sitzungen im Theater, in der Union, in den Schloßgaststätten und in den Hauptbahnhofsgaststätten hatte die junge-alte Gesellschaft in der Session 1954 ein reiches Programm, das mit viel Elan und großer Stimmung durchgeführt wurde.

 

Auch Eigengewächse der AOK traten in die Bütt: die Büttenredner Heinz Friedrichs, Helmut Bornfels und Heribert Pauly sind in unserer Gesellschaft groß geworden. Als Texter und Komponist von Karnevalsliedern trat Theo Behle, damals 19jährig, hervor. Er war auch einer der „Drei Dötze“, die bei einer Galaprunksitzung im Europapalast erstmals vor großem Publikum auftraten und die heute – in veränderter Besetzung – noch immer ein Aushängeschild des Oberhausener Karnevals sind.

 

Alle diese Aktiven traten 1960 in die von Walter Buhrow initiierte Oberhausener Narren-Ordensburg (ONO) über, in der alle Sänger, Parodisten und Redner zusammengefasst wurden.

 

Am 23. Januar 1955 schlug unserer Gesellschaft die bis dato größte Stunde unserer Geschichte. Erstmals konnten wir den Stadtprinzen stellen. Und wer sonst als Walter Buhrow, inzwischen stellvertretender Vorsitzender der AOK Weiß-Rot 1889, hätte das närrische Zepter über Oberhausen schwingen sollen. Der Karnevalist schlechthin war als maßgeblicher Journalist, als Mitglied der Verkehrsvereinsspitze und Mitglied in vielen Ausschüssen des Stadtrates eine nicht nur närrische Größe in unserer Stadt.

 

Walter I. stand auch für eine närrische Revolution. Er wurde seinerzeit als erster Stadtprinz von einem Hauptausschusspräsidenten gekürt, als erster zwängte er sich in den weißen Frack, er führte den Sturm auf die Behörden mit dem Höhepunkt der närrischen Eroberung des Rathauses ein. Buhrow setzte seine geballte Persönlichkeit für den Bau einer Oberhausener Stadthalle ein, konnte mit Erfolg den Stadtvätern höhere Zuschüsse für die Narretei abringen und hielt flammende Plädoyers für den Karnevalszug in der Oberhausener City. Natürlich hatte Buhrow vor allem einen Veranstaltungssaal im närrischen Blickwinkel, der den nunmehr steigenden Gästezahlen karnevalistischer Prunksitzungen gerecht werden könnte. Unterstützung fand Walter Buhrow schon nach der Gala-Premiere unserer Gesellschaft im Theater in der Oberhausener Presse. Und so haben unsere jecken Urahnen die Werbetrommel für die eigene Stadthalle gerührt, die dann 1962 endlich fertig war und später zur heutigen Form umgebaut wurde.

 

Im Osterfelder Karnevalszug schmückte unser Mottowagen schon 1954 eine von Amtsschimmeln und schwitzenden Stadtvätern umsäumten Papp-Ausgabe einer Stadthalle, Peter Mitscher dichtete einen Karnevalsschlager mit folgendem Refrain: Tutti, wir fahren Steine für die Stadthalle! Tutti war der damalige Oberstadtdirektor Anton Schmitz, nicht nur an von ihm gern frequentierten Tresen unserer Stadt (und auch außerhalb) Tutti geheißen. Auch sein Herzenswunsch war eine eigene Stadthalle. Und Tutti wird 1955 wohlwollend schmunzelnd die Prinzenproklamation von Walter I. an die Adresse von Oberbürgermeister Pannenbäcker vernommen haben: 1. Bau einer Stadthalle, 2. Bau einer Stadthalle, 3. Bau einer Stadthalle.

 

 

1977: "Landshut" entführt

 Am 13. Oktober 1977 entführten Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" mit mehr als 80 Passagieren an Bord auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt. Ziel des aus vier Personen bestehenden palästinensischen Kommandos war die Freipressung der in Stuttgart-Stammheim inhaftierten Führungsriege der "Roten Armee Fraktion" (RAF). Nach einem Irrflug und mehreren Zwischenlandungen landete das Flugzeug am 17. Oktober schließlich in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Dort warfen die Terroristen die Leiche des erschossenen Flugzeugführers aus der Maschine. Einen Tag später stürmte eine Einheit der deutschen Anti-Terror-Gruppe GSG 9 die "Landshut", tötete drei der Entführer und befreite die Geiseln. Kurz nach dem Ende des Dramas fanden Beamte die RAF-Mitglieder Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin tot in ihren Zellen auf. Am 19. Oktober wurde der von der RAF entführte Hanns-Martin Schleyer ermordet im französischen Mühlhausen aufgefunden.

 

 

Unsere Gesellschafts-Neugründer überreichten Oberstadtdirektor Schmitz einen mit dem Wappen der Gesellschaft verzierten „Grundstein“, auf dem man aufbauen könne. Als Sonderorden wurden eine geringe Anzahl von „Stadthallenschlüsseln“ verleihen. Immerhin konnte Tutti kurz vor seinem Tod am 9. April 1960 noch den ersten Spatenstich zum Bau der Stadthalle ansetzen.

 

Und Buhrow streckte die Fühler über die närrischen Oberhausener Grenzen hinaus aus, knüpfte jecke Bande nach Mülheim, Duisburg, Düsseldorf, Dülken und Arnheim. Freund, Freunde!, hieß sein Prinzenmotto. Natürlich sind wir heute noch stolz darauf, dass der bislang erste und einzige Großfürst des Oberhausener Karnevals unserer Gesellschaft angehörte. Der Ehrentitel wurde Buhrow für seine Verdienste um die gesamte Breite des Oberhausener Karnevals verliehen, ob Eulenorden oder Oberhausener-Narren-Ordensburg oder, oder.

 

Allein hatte auch der Erz-Karnevalist dazu nicht die Kraft, aber er konnte in unserer Gesellschaft auf ein Dreigestirn bauen. Seit der Session 1956/57 hatte er mit dem neuen Präsidenten Jupp Feser einen engagierten Mitstreiter an der Seite. Buhrow selbst übernahm den Vorsitz der Gesellschaft. Und Dritte im Bunde war keine geringere als die legendäre Oberbürgermeisterin Luise Albertz. Die erste Frau an der Spitze einer deutschen Großstadt übernahm auch die Schirmherrschaft über unsere Gesellschaft.

 

Unzweifelhaft hat die Ära Feser/Buhrow an der Spitze der AOK den Oberhausener Karneval maßgeblich geprägt, und das achtzehn Jahre lang. Die Stadthalle ist schon erwähnt, 1958 feierte das närrische Oberhausen erstmals international, gemeinsam mit den Teilnehmern der Westdeutschen Kurzfilmtage, die schon damals aus aller Welt nach Oberhausen kamen. Die Namensgebung für den gemeinsamen Ball bot sich geradezu an und ein Jahr später wurde sie auch verwirklicht: „Ball der Na(rr)tionen“. Kein gesellschaftliches Ereignis in unserer Stadt, das bis Anfang der 80-Jahre diesem Ball gleich kommen konnte.

 

Darüber hinaus dürfen aber die „kleinen“ Aktivitäten nicht unberücksichtigt bleiben: Sitzungen bei Holzen mit dem Schubert-Quartett, im Styrumer Bürgerheim „gegen“ RWO, Kostümfeste bei Fritz am Altmarkt waren bis zur Eröffnung der Stadthalle Fixpunkte im närrischen Terminkalender.

 

Das Hoppediz-Erwachen war weiterhin der beliebte Auftakt der närrischen Session. Es wurde 1957 und 1958 auf dem Friedensplatz durchgeführt, wo nach zeitgenössischen Presseberichten zwischen 10.000 und 30.000 Besuchern gezählt worden waren. Als Hoppediz traten die Schauspieler Erwin Bigus und Jochen Goertzen in Erscheinung und eröffneten mit einem witzigen Prolog die närrische Zeit. Mit einem Feuerwerk von den Türmen des Europahauses ging die Freiluftsitzung zu Ende. In den Gaststätten rund um den Friedensplatz wurde bis… weitergefeiert. Der Hoppediz sorgte für den guten, närrischen Geist während der Session, bis er am Karnevalsdienstag im Hotel Ruhrland oder bei Fritz am Altmarkt wieder begraben wurde.

 

Die Internationalität wurde, wie schon zuvor erwähnt, von unserer Gesellschaft besonders gepflegt, ebenso freundschaftliche wie närrische Beziehungen wurden geknüpft, die bis heute Bestand haben, manch Bund fürs Leben auch außerhalb der 5. Jahreszeit wurde da geschmiedet. Verschweigen wollen wir nicht, dass manches „Bis das der Tod Euch scheidet“ dadurch auch vorzeitig ein Ende nahm. Köln, Nürnberg und Berlin waren einige Adressen unserer umtriebigen Narretei, aber sie führte und führt uns auch über deutsche Grenzen hinaus, vor allem und immer wieder in die benachbarten Niederlande.

 

 

1988: Deutschland gewann Davis-Cup

Erstmalig in der langen Geschichte des Davis-Cups gewann das deutsche Team den bedeutendsten Mannschaftstitel des Tennissports. Im schwedischen Göteborg besiegten Boris Becker, Carl-Uwe Steeb und Eric Jelen den Gastgeber im Finale des internationalen Team-Wettbewerbs klar mit vier zu eins. Im Jahr 1985 hatte das deutsche Team gegen denselben Gegner knapp verloren. Den Erfolg von 1988 konnte die Davis-Cup-Mannschaft im folgenden Jahr wiederholen: im Finale traf man erneut in Schweden zusammen und gewann mit einem Drei zu Zwei-Sieg den Titel.

 

 

Der „Ball der Na(rr)tionen“ war bei unseren internationalen Bemühungen alljährlich der Höhepunkt, der bis 1981 auch Finale der Westdeutschen Kurzfilmtage war. Die Liste der Stargäste liest sich wie das „Who is Who“ des Show-Business: Eva Martinowa, Roberto Blanco, Martin Mann, Mary Roos, Ralf Bendix, Freddy Breck, Rex Gildo, Kurt Stadel, Ireen Sheer, Roy Black, und Peter Kraus. Curt Dizel, die Roxy’s und die Valendras waren die Hauskapellen. Luise Albertz, Namenspatronin der ehemaligen Stadthalle, drehte sich im Dreivierteltakt mit dem SPD-Ratsfraktionsvorsitzenden Willi Meinicke auf der Tanzfläche, bis zu 3.000 Gäste wurden beim Oberhausener „Ball der Bälle“ gezählt.

 

Mit den Jahren verlor der „Ball der Na(rr)tionen“ aber an Zugkraft, der Samstagabend vor dem großen Umzug war nicht mehr der Termin für eine Gala bis in den frühen Morgen. Fünf Sessionen lang löste die Nacht der tollen Tage den Gala-Ball ab. Sie entpuppte sich allenfalls als Intermezzo, der Karnevalssamstag wurde zunehmend privat oder in kleinen eigenen Veranstaltungen der Gesellschaften gefeiert. Auch wir machten da ja mit unserem Maskenfest keine Ausnahme.

 

Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass wir den Osterfeldern das Damoklesschwert von 1953 längst verziehen haben. Auch als alte Gesellschaft fühlen wir uns durchaus groß und mit unseren närrischen Freunden der GOK haben wir 1966 immerhin den Karneval des Polizei-Sportvereins geboren. Die Freundschaft zu anderen Karnevalsgesellschaften, vor allem auch die Kooperation mit ihnen, pflegen wir seit Jahrzehnten und wir werden das beibehalten. Ab 1973 schickte die AOK Weiß-Rot 1889 in ihrer Gala-Prunksitzung den „Narrenexpress“ auch für das Bundesbahnsozialwerk auf die Reise. Einige Jahre später gesellten sich die Blauen Funken dazu. Ein bisschen blau, meinen wir, ist im Karneval erlaubt. Nach einer notwendigen Satzungsänderung des Bundesbahnsozialwerks veranstalten wir in Kooperation mit den Blauen Funken unsere „Galanacht in Weiß und Rot“ die sich schnell zu einem Highlight des Oberhausener Karnevals entwickelte.

 

 

1999: Riesenparty für einen großen Karnevalisten

Willy Millowitsch war bereits zu Lebzeiten in die Unsterblichkeit entrückt. Die Stadt Köln hatte ihn zum Ehrenbürger gemacht und ihm ein Bronzedenkmal gesetzt.

1999, zu seinem 90. Geburtstag, feierte ihn Köln mit einer riesigen Party. Das Fernsehen übertrug die Hommage an einen Mann, der wie kein anderer die Domstadt und ihre Menschen verkörperte. Und als Willy Millowitsch am 20. September 1999 starb, weinten die Kölner. Man bahrte ihn im Dom auf, eine Ehrung, die vor ihm als bisher einzigem weltlichen Bürger nur Konrad Adenauer zuteil geworden war.

 

 

Neben blau ist auch manchmal ein bisschen schwarz erlaubt. 1999 feierten wir unser 110-jähriges Bestehen bei dem nicht  nur der Oberhausener Ehrenbürger Friedhelm van den Mond zum Ehrenmitglied unserer Gesellschaft ernannt wurde, sondern auch eine Tradition fortgesetzt wurde. Don Emilio erwies uns die Reverenz – ganz in der Tradition seines Vor-vor-Vorgängers Wilhelm Knappmann, der als Don Camillo von Oberhausen seinerzeit feststellte, dass es um die Weisheit geschehen wäre, wolle man die Torheit ausmerzen, las uns unser schlitzohriger Stadtdechant ein närrisches Evangelium.

 

Trefflich führte er den Carne Vale auf seine Wörtlichkeit, die Fleischeslust zurück (er bekam keine Probleme mit Rom), die aber auch der Anfang allen Sündenfalls sei (anschließend beichten wir dann). Das Wort Narr komme nun mal vom lateinischen "narrare", der Narr habe die Aufgabe, zu mahnen und zu erinnern, betrieb unser Stadtdechant keine Schwarz-Weiß, sondern eine Weiß-Rot-Malerei. Für letztgenannte Farbgebung lehnte sich dann Oberbürgermeister Burkhard Drescher ans Mikrophon um uns zu gestehen, dass er von einem wahren Narren auch nicht mehr allzu weit entfernt sei.

 

Als leidenschaftliche Weiß-Rote sind wir eben für jede Farbe in der 5. Jahreszeit offen. Die AOK Weiß-Rot 1889 versteht sich als eine Gesundheitskasse der besonderen Art. Schließlich wusste auch unser Vorsitzender Heiner Dehorn zu würdigen, dass wir eben die einzige Karnevalsgesellschaft mit einer eigenen Gesundheitskasse sind.

 

2000, zum Ausklang des zweiten Jahrtausend, stellte wir mit Wolfgang I. und Tim I. und Jenny I. den Stadtprinzen und das Kinderprinzenpaar. Wieder gab es Höhepunkte in der Session. Prinzessin Jenny I. zeichnete Bundeskanzler Schröder mit dem Kinderprinzenorden aus und durfte den Kanzler küssen. Jenny war durchaus nervöser als der „frauenverwöhnte“ Kanzler, der die Ehrung „cool“ entgegen nahm.

 

Die Auslagerung unseres Narrenexpress in ein Festzelt am Max-Planck-Ring tat der Stimmung keinen Abbruch, eher im Gegenteil. Selbst der einiges gewohnte Tony Marshall kam ins Staunen als der ganze Saal mit ihm eine Polonaise durch das Zelt startete.

 

Heiner Dehorn wurde in der Presse zum „Häuptling“ der Weiß-Roten“ erklärt, und der Jubiläumslaudator Oberbürgermeister Drescher erklärte anlässlich unseres Jubiläumsempfangs: „Im Gegensatz zur Gründungszeit der AOK, als Narren aus dem öffentlichen Leben mehr oder minder ferngehalten wurden, sei es heute richtig, dass die Stadt den Karneval als „ein Stück förderungswürdiger Kultur sehe“. Wenn das doch heute noch möglich wäre.

 

In der Session wurde erstmalig ein Kostümfest nach einer karnevalistischen Theatervorstellung im Theater gefeiert. So fanden wir einen Bogen zu den Anfängen nach dem Krieg, als 1953 die erste Sitzung unserer Gesellschaft nach einer Vorstellung um 23.11 Uhr  im Theater stattfand.

 

2003 errichteten wir erstmalig einen Maibaum auf dem Friedensplatz. Getreu unserem Motto „Wir fördern das gesellschaftliche Leben in der City“ tanzten wir ausgelassen in den Mai.

 

Der Elferrat und Senat übernahm die karnevalistische Patenschaft für die Bewohner des Martha-Grillo-Seniorenzentrums, die bis heute eine gute Tradition ist und noch lange bleiben wird. Gerade die Menschen, die nicht zum Karneval kommen können, haben es verdient, dass wir den Karneval zu den Menschen bringen.

 

Am 26.10.2003 fanden die ersten „Kölschen Tön“ im Ebertbad statt. Endlich wurden die unkarnevalistischen vier Jahreszeiten unterbrochen durch Karnevalisten ohne Ornate und Orden. Mit hochkarätigen Gästen aus dem Karneval brachten wir auch in den Folgejahren das Ebertbad zum Schunkeln, Tanzen - einfach zum Kochen. Oftmals hatten wir ein Händchen für Neulinge des Karnevals. 2004 wurde über einen “frechen Neuling“ in der Pressenachlese der „Kölschen Tön“ geschrieben – er war „ein Mann für alle Fälle“, Guido Cantz.

 

2003 wurde mit Karl Strauch der erste Senatsehrenpräsident unserer Gesellschaft anlässlich des Senatsempfanges ernannt. Unter der Leitung des neuen Präsidenten Jochen Konopatzki weitete der Senat seine Aktivitäten aus. Besichtigungen z.B. der EVO und der Müllverbrennung, sowie gastronomische Exkurse in die Stadtteile bildeten die Grundlage um auch mal über die Stadtgrenzen zu schauen. Fahrten nach Mallorca, Barcelona, Oberstaufen, Berlin und Teneriffa waren schnell ausgebucht und sind lange in Erinnerung geblieben.

 

Am 22. Januar 2005 waren wir sehr nervös denn wir öffneten die Türen zur ersten „Galanacht in Weiß und Rot“. In festlichem Ambiente verwandelten wir die Luise-Albertz-Halle in einen großen Ballsaal. Das Konzept kam an – vor allem auch, weil zu diesem Zeitpunkt die Damen der Gesellschaft ihre erste große Playback Show grandios über die Bühne brachten. Die Gäste und die Presse überschlugen sich mit Lob für die Eigengewächse. Die nächsten Jahre zeigten, dass diese Art der Darstellung, stadtbekannte Männer und Frauen bringen die Gäste und sich selbst zum Lachen, ankam. Weil wir eben nicht perfekt, sondern lustig sein wollen werden wir auch zukünftig Karnevalisten/innen aus eigenen Reihen für diese Darbietungen animieren. 

 

Die Touren des Senats trugen Früchte. 2006 nahm die Blumenkönigin Sara Leon von Puerto de la Cruz auf Teneriffa auf unsere Einladung am Kinderzug in Osterfeld teil. Die prachtvollen Kostüme und die exotischen Blumen, die die Blumenkönigin verteilte, brachten viele zum Staunen.

 

2006 kamen weitere Neuerungen. Die Damen der Gesellschaft fahren unter der Leitung unserer Senatorin Helga Dehorn prächtig kostümiert nach Köln zur Mädchensitzung.   

 

Die Gesellschaft gründet ihre erste Kindergarde. Nach über vierzig Jahren Gardeentzug tanzten zehn Mädchen bei der Galanacht ihren Schlumpfentanz. Die „Stars“ unserer Playback Show waren dennoch deutlich nervöser als die Kinder, denn die mussten aufgrund technischer Probleme dreimal einlaufen bevor sie endlich tanzen konnten.

 

In der Session 2007 – 2008 waren sie Prinzengarde von Hans-Georg II. Die kleinen Seemädchen haben bei der Prinzenkürung und bei den Nachmittagsterminen, vornehmlich in den Senioreneinrichtungen, für viel Applaus gesorgt.

 

Im Jahr 2009 wurde auf Vorschlag des Vorstandes die Satzung unserer Gesellschaft modernisiert, was nach über vierzig Jahren doch nötig wurde.

 

Am 10.10 2010 fanden die die achten und größten „kölschen Tön“ anlässlich unseres Jubiläums statt. Ausnahmsweise im Großen Saal der Luise-Albertz-Halle ließen wir mit bekannten kölschen Künstlern fünf Stunden lang die Halle schunkeln und singen. Auch wenn Marc Metzger seine  Hochzeitsreise einem Auftritt in der prall gefüllten Halle vorzog, waren die Gäste der Meinung, dass diese Veranstaltung ein würdiger Auftakt unserer Jubiläumsfeierlichkeiten war.  

 

Die Prinzenkürung unseres Jubiläumsprinzen Peter II. (Klomberg) war schon beeindruckend und unser Kinderprinzenpaar stand ihm eine Woche später in Nichts nach. Lukas I. (Werner) und Melina I. (Tenbusch) absolvierten ihre Auftritte mit viel Freude und großer Professionalität. 

 

Der Jubiläumsempfang im Ebertbad war gut besucht. Unsere karnevalistischen Freunde, Präsidenten und Vorsitzende, brachten unserer Gesellschaft ein Geburtstagsständchen und der BDK zeichnete unseren Vorsitzenden mit dem höchsten Orden (mit Brillianten) aus.

 

Nach einer langen Session hatten wir gutes Wetter und gute Laune bei den Zügen. Neben dem Prinzenwagen fand der neue Senatswagen großen Anklang. 

 

Im Mai fand die Jareshauptversammlung statt die einen Generationenwechsel beschloß. Heiner Dehorn wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt für 24 Jahre Vorsitz.

 

Im Sommer fanden wir ein neues Trainerinnengespann, dass auch gleich noch eine Seniorengarde mitbrachte. In wenigen Wochen trainierten die jungen Frauen ihren Part für den Gemeinschaftstanz. Bei der Prinzenkürung am 12. November 2011 trat erstmalig in der Geschichte unserer Gesellschaft eine AOK Garde beim Gemeinschaftstanz auf.

 

 Wir sind gespannt wie die Session wird.

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